Ein typischer Fall aus der Praxis: 2 Kollegen fahren nach der Nachtschicht um 6:15 Uhr gemeinsam auf einer Landstraße nach Hause. Scheinbar ohne erklärbaren Grund kommt das Auto von der Straße ab und beide kommen schwerverletzt ins Krankenhaus.
Die Polizei gibt später als Ursache Übermüdung am Steuer an.
Schichtarbeit hat ein höheres Risiko für Unfälle
Schon seit vielen Jahren kennt die Wissenschaft den Zusammenhang von Schichtarbeit und der Gefahr für Arbeits- und Wegeunfälle. Wesentlich für das Risiko sind
- lange Schichttage, d. h. ab der 7. bis zur 9. Arbeitsstunde steigt das Unfallrisiko an.
- Müdigkeit und mangelnde Konzentration: Nachts bzw. am frühen Morgen ist das Unfallrisiko statistisch höher.
- zu viele Schichttage in Folge mit zu wenig Zeit für Erholung und Pause. In einem Vollkonti-Schichtmodell (Früh–Spät–Nacht) mit 40 Stunden fehlen im Vergleich zu einer 38-Stunden-Woche ca. 8 Stunden im Monat für die Erholung.
- Erschöpfung und Schlafstörungen – sie wirken sich direkt auf Reaktionsvermögen und Aufmerksamkeit aus und erhöhen so die Unfallgefahr.
Handeln Sie als Betriebsrat und senken Sie das Risiko!
Denken Sie daran, dass Ihre Mitbestimmungsrechte nach § 87 BetrVG den Beginn, das Ende, die Pausen und die Verteilung von Arbeitszeiten umfassen. Genau hier können Sie ansetzen und das Unfallrisiko senken:
- Prüfen Sie, ob es in Ihrem Betrieb einen Zusammenhang zwischen Schicht und Arbeits- und Wegeunfällen gibt, indem Sie sich die Zahlen anschauen.
- Überarbeiten Sie mit Ihrem Arbeitgeber die Schichtmodelle. Dabei sind vorwärts rotierende Systeme mit kürzeren Schichttagen (max. 8 Stunden) und kurze Schichtfolgen (nur 3 Tage Nachtschicht) gut für die Erholung.
- Setzen Sie sich als Betriebsrat für zusätzliche Ruhepausen und Erholungstage zwischen den Schichten ein.
- Regen Sie an, dass die Kollegen, die regelmäßig in der Nacht arbeiten, präventiv eine Schlafberatung erhalten.
- Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrem Betriebsarzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit ein gezieltes Programm zur Risiko- und Unfallprävention. Wenden Sie sich an Ihre BG und fragen Sie hier nach Erfahrungen oder Medien.
- Organisieren Sie eine Schulung über die Unfallgefahr, besonders nach der Nachtschicht, und auch mit präventiven Impulsen zu Schlafhygiene, Ernährung und Erholung (siehe Seite 9).