Als Betriebsrat ist Ihnen durch Ihre tägliche Arbeit klar, wie wichtig präventive und unterstützende betriebliche Maßnahmen sind, um die psychischen Belastungen zu reduzieren.
Dazu zählen eine gute Arbeitsorganisation, eine wertschätzende Führungskultur, eine offene Kommunikation, transparente Veränderungsprozesse sowie die Förderung von Erholungspausen und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Belastungen strukturell durch die GB Psych ermitteln
Auch die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (GB Psych) ist ein wichtiges und für Ihren Arbeitgeber ein verpflichtendes Instrument. Ihr Arbeitgeber muss regelmäßig ermitteln, welche Belastungen im Betrieb bestehen, beispielsweise durch Arbeitsmenge, Arbeitszeit oder soziale Faktoren. Sie als Betriebsrat können die Umsetzung fordern.
Die Ergebnisse dienen dazu, konkrete Maßnahmen abzuleiten, etwa die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle, Schulungen für Führungskräfte oder die Verbesserung der Teamkommunikation.
Die Kollegen in Belastungssituationen individuell stärken
Die GB Psych ist wichtig, dennoch hilft sie den Kollegen in vielen Fällen nicht, die individuelle Problemlage zu lösen. Denn selbst in einem gesunden Arbeitsumfeld können persönliche Krisen oder Belastungen entstehen, die professionelle Unterstützung erfordern. Niemand ist vor allem geschützt, was das Leben mit sich bringen kann.
Daher sind Unterstützungsangebote eine effektive und wichtige Säule, um Gesundheit, Leistungsfähigkeit, die persönliche Stabilität und natürlich auch das Wohlbefinden der Kollegen zu erhalten.
Anonyme und professionelle Beratung
Hier kommen interne oder externe Beratungsangebote ins Spiel. Besonders wichtig ist, dass Ihre Kollegen unkompliziert und anonym Hilfe in Anspruch nehmen können. Wenn sich Kollegen durchringen können und ein Gespräch suchen, sollten sie nicht wochenlang auf ein solches warten müssen. Dies ist leider häufig der Fall.
Anonyme Mitarbeiterberatung ermöglicht es Ihren Kollegen, auch bei sehr sensiblen Themen wie Depression, Sucht oder familiären Problemen Hilfe in Anspruch zu nehmen, ohne befürchten zu müssen, dass Vorgesetzte oder andere Kollegen davon erfahren.
Beratung kann in verschiedenen Formen ablaufen
Solche Beratungsgespräche können persönlich im Rahmen einer betrieblichen Sozialberatung oder über eine externe Mitarbeiterberatung ablaufen.
- Interne betriebliche Beratung ermöglicht den direkten und persönlichen Kontakt zu geschulten Fachkräften, die sich mit den betrieblichen Gegebenheiten auskennen.
- Externe Mitarbeiterberatung: Für Gespräche gehen die Kollegen vor Ort zu einer Beratungsstelle wie z. B. von der Caritas, der Diakonie oder einer Praxis, mit der Ihr Arbeitgeber einen Rahmenvertrag verhandelt hat. Ebenso gibt es regionale Anbieter, wie z. B. BBQ, die anonyme Mitarbeiterberatungen vor Ort anbieten.
- Employee-Assistance-Programme bieten den Vorteil der vollständigen Anonymität und Unabhängigkeit. Sie sind in der Regel rund um die Uhr telefonisch erreichbar, oft ergänzt durch Videoangebote, Chats oder persönliche Beratungstermine. Anbieter für ein EAP sind z. B. Fürstenberg Institut, sysba solutions, ias-Gruppe, EAP-Assist, Voiio …
Was hilft ein Beratungsgespräch?
Solche Beratungen bieten die Möglichkeit, frühzeitig Stress oder persönliche Konflikte zu besprechen und Wege zur Stabilisierung zu finden. Sie schaffen einen geschützten Raum, in dem Sorgen ernst genommen werden und gemeinsam Lösungen entwickelt werden können.
Das richtige Angebot finden
Für Sie als Betriebsrat ergeben sich 2 zentrale Aufgaben.
- gemeinsam mit Ihrem Arbeitgeber ein hochwertiges und für alle Kollegen zugängliches Beratungsangebot finden
- langfristig Vertraulichkeit aufbauen und die Hemmschwelle senken
Die Fragen der Übersicht helfen Ihnen, gemeinsam mit Ihrem Arbeitgeber und ggf. Betriebsarzt das beste Angebot für Ihre Kollegen zusammenzustellen, sodass Kostenkontrolle, Datenschutz, Anonymität und schnelle Hilfe gewährleistet sind.
Denken Sie immer daran, dass es seine Zeit dauern wird, bis die Kollegen solch ein Angebot annehmen.