Wie alt sind Ihre Notfallpläne und die Schulungen dazu? Es gibt neue Anforderungen an die betriebliche Notfallorganisation, etwa durch die überarbeiteten ASR A2.3 (Flucht- und Rettungspläne) oder durch Empfehlungen der DGUV zur Ersten Hilfe und Evakuierung bei besonderen Gefährdungen.
Wenn Notfallübungen zum „Pflichttermin“ verkommen
In vielen Betrieben verlaufen Evakuierungsübungen eher wie ein Betriebsausflug mit Unterhaltungswert. Vielleicht kennen Sie das von Ihrem Betrieb auch:
- Übungen werden angekündigt oder der Flurfunk trägt es weiter und die Überraschung fehlt.
- Kollegen schlendern zum Sammelplatz oder holen sich auf dem Weg dorthin noch einen Kaffee.
- Manche Kollegen nehmen wegen „wichtiger Aufgaben“ nicht teil oder arbeiten an diesem Tag von zu Hause ais. Entsprechend lückenhaft ist die Beteiligung.
- Notfallübungen finden zu selten statt (meist alle 2–3 Jahre). Wann war die letzte Notfallübung in Ihrem Betrieb?
Ein Lösungsweg: Realitätsnähe und Stresskomponente einbauen
Damit Übungen wirklich zur Handlungssicherheit beitragen, müssen sie auch psychologisch wirksam sein. Diese 3 Faktoren sollten Sie als Betriebsrat in der nächsten ASA-Sitzung oder im Arbeitsschutzausschuss anregen:
1. Dramaturgie nutzen – Realität erzeugen
Die Übung muss sich emotional „echt“ anfühlen, damit sie wirkt. Nutzen Sie einfache Effekte:
- Simulieren Sie Rauch mit Theaternebel.
- Verwenden Sie akustische Signale, Stroboskope oder „Verletzte“ mit Rollenspielcharakter.
- Arbeiten Sie mit Rollenkarten („Sie sind bewusstlos“).
2. Ein Übungsteam aufbauen
Setzen Sie auf ein internes Team, das …
- die Übung vorbereitet, durchführt und auswertet,
- realistische Szenarien mitgestaltet,
- bewusst kleine Störungen oder Unsicherheiten einbaut, etwa durch Lichtausfall oder blockierte Fluchtwege.
3. Zusammenarbeit mit Rettungskräften
Kooperieren Sie mit externen Akteuren:
- Feuerwehr, Rettungsdienste, THW oder Polizei bringen nicht nur Fachwissen, sondern auch Ernsthaftigkeit.
- Die Präsenz von Einsatzfahrzeugen, Ausrüstung und Uniformen erhöht automatisch den Stresspegel – und damit den Trainingseffekt.