Mitarbeitende Aktiv Vertreten 22.04.2025

Sonderausgabe Mai 2025

Top-Thema: KRANKHEIT – Warum Krankheit im Dienstverhältnis „eigentlich“ gar keine Rolle spielt und der sperrige Begriff der Arbeitsunfähigkeit so wichtig ist

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Krankheit spielt keine Rolle – eigentlich
Wer schon einmal länger krank war und deswegen auch auf Geld verzichten musste, wird sich wundern, wenn er hört, dass Krankheit im Arbeitsverhältnis eigentlich gar keine Rolle spielt. Aber so ist es. Zugegeben – diese Formulierung ist stark zugespitzt. Sie weist jedoch deutlich auf einen kleinen, aber feinen Unterschied hin: nämlich auf den Unterschied zwischen Krankheit und Arbeitsunfähigkeit.
AU-Bescheinigung und Krankmeldung: Welche Rechte und Pflichten Ihre Kolleg*innen haben
Ihr*e Dienstgeber*in hat ein berechtigtes Interesse daran, zu erfahren, ob Ihre Kolleg*innen ihre Arbeitsleistung erbringen können oder nicht. Denn Ihr*e Dienstgeber*in muss im Falle der Arbeitsunfähigkeit ja umdisponieren: Entweder er*sie sorgt für Vertretung oder er*sie muss in seiner*ihrer Einrichtung das Leistungsangebot kürzen. Oft wird es eine Mischung aus beiden Maßnahmen sein. Auch hat Ihr*e Dienstgeber*in ein Interesse an einem Nachweis der Arbeitsunfähigkeit, da diese ja in einem gewissen Umfang zu Zahlungsverpflichtungen gegenüber den betroffenen Kolleg*innen führt, denen keine Arbeitsleistung gegenübersteht.
Betriebliches Eingliederungsmanagement: Chance für Kolleg*innen und Dienstgebende
Wer krank ist, möchte meistens so schnell wie möglich wieder gesund werden. Und die Dienststelle möchte meistens die schnelle Rückkehr ihrer Mitarbeitenden an den Arbeitsplatz. Mitarbeitende müssen zudem finanzielle Einbußen befürchten – beim Bezug von Krankengeld und erst recht danach. Das scheint doch Grund genug zu sein, koordiniert und planvoll vorzugehen, um Krankheit zu überwinden. Oder zumindest die Arbeitsunfähigkeit zu überwinden. Denn Krankheit und AU sind ja wie gezeigt nicht dasselbe. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist explizit dazu da, bestehende Arbeitsunfähigkeit zu überwinden und/oder künftiger AU vorzubeugen.
Krankheit und Kündigung stehen in einem vielschichtigen Verhältnis
Krankheit und Kündigung stehen in einem recht komplexen Verhältnis, bei dem man schon einmal den Überblick verlieren kann. Selbst Arbeitgebende geraten da manchmal ins Schleudern. Wenn Sie sich als Mitarbeiter*in hingegen gründlich informieren, können Sie somit Ihrem*Ihrer Dienstgebenden durchaus eine entscheidende Nasenlänge voraus sein.
So bekommen Ihre Kolleg*innen Geld bei Arbeitsunfähigkeit
Eigentlich gilt im Arbeitsrecht der Grundsatz: „Geld gegen Arbeit“. Jedoch gibt es zahlreiche Ausnahmen von diesem Grundsatz. Lohn ohne Arbeitsleistung ist durchaus in einigen Fällen vom Gesetz vorgesehen. Ebenso gibt es in einigen Fällen sogenannte Lohnersatzleistungen.
So dürfen Sie als MAV das BEM überwachen
Beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) sitzen Sie als MAV regelmäßig mit am Tisch bei den Gesprächen – sofern der*die betroffene Mitarbeitende nicht ausnahmsweise eine Beteiligung der MAV ablehnt. Aber haben Sie als MAV auch Einflussmöglichkeiten in der vorangehenden Phase, in der es darum geht, welchen Mitarbeitenden wann ein BEM überhaupt angeboten wird? Darüber hat sich ein Betriebsrat mit seinem Arbeitgeber vor dem Bundesarbeitsgericht (BAG) gestritten.
Vorsicht bei Arbeitsunfähigkeit am Ende des Arbeitsverhältnisses!
Wie bereits zuvor erwähnt hat die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung einen hohen Beweiswert, der grundsätzlich nur schwer zu erschüttern ist. In einer praxisrelevanten Sachverhaltskonstellation hat das Bundesarbeitsgericht jedoch geurteilt, dass der Beweiswert regelmäßig erschüttert ist (13.12.2023, Az. 5 AZR 137/23). Daher ist seitens eines*einer betroffenen Kolleg*in insoweit besondere Vorsicht geboten.
Das Androhen von Arbeitsunfähigkeit ist brandgefährlich
Es kommt vor, dass Mitarbeitende zu einem bestimmten Termin gerne freihaben möchten. Kurzfristig Urlaub durchzusetzen ist nicht immer möglich. Und sich selbst beurlauben darf man auch nicht. Manche Mitarbeitende verfallen dann auf die Idee, andere Mittel einzusetzen, um freizubekommen. Das kann jedoch sehr gefährlich werden.